Neue Untersuchungen der Anti-Korruptions-Organisation Transparency International EU (TI EU) zu Steuerangelegenheiten einiger der größten europäischen Banken von 2015 bis 2019 deuten auf eine weit verbreitete Nutzung von Steueroasen und Gewinnverlagerungen hin. Die Ergebnisse wurden heute auf der Corporate Tax Tracker-Plattform von TI EU veröffentlicht und im neuen Bericht „Trübe Häfen und Phantomgewinne: Steuerangelegenheiten von Banken in der EU und im Vereinigten Königreich“ analysiert.

Von den 39, in der Studie untersuchten Banken, nutzten 31 Niedrigsteuer- oder Nullsteueroasen, während 29 von ihnen in Ländern, in denen sie kein Personal beschäftigten, hohe Gewinne verzeichnen.

Mehrere in der Studie analysierten Banken, darunter HSBC, Barclays, Deutsche Bank und Standard Chartered, waren in den jüngsten FinCEN-Skandal verwickelt.

„Die fragwürdigen Praktiken, die in unserer Forschung hervorgehoben wurden, entziehen sich immer noch der öffentlichen Kontrolle“, sagte Elena Gaita, Senior Policy Officer bei Transparency International EU. „Zum Beispiel hat HSBC in den letzten fünf Jahren in Saudi-Arabien einen Gewinn von 1,59 Milliarden Euro erzielt, obwohl es keinen einzigen Mitarbeiter im Land gibt. Ebenso hat die Deutsche Bank mit ihrem seit 2016 nicht besetzten maltesischen Geschäft 418 Millionen Euro verdient. (…) Heute ist es wichtiger denn je, dass Banken und andere multinationale Unternehmen ihren Steueranteil zahlen. “

Seit 2015 müssen EU-Banken für jeden Staat, in dem sie tätig sind, länderspezifische Berichte über ihre Gewinne, Steuern und die Anzahl der Beschäftigten veröffentlichen. Der Banken- und Rohstoffsektor sind die einzigen Branchen, die solchen Vorschriften unterliegen.

Die Forscher analysierten diese Berichte und verwendeten die Daten, um eine Online-Plattform, den Corporate Tax Tracker, aufzubauen, die eine genauere öffentliche Kontrolle der Großbanken ermöglicht.

„Wir konnten das Steuerverhalten von Banken nur überprüfen, weil sie den EU-Vorschriften für die länderspezifische Steuerberichterstattung unterliegen“, erklärte Gaita. „Dies ist wahrscheinlich nur die Spitze des Eisbergs, wenn es um aggressive Steuerplanung geht. Daher ist es wichtig, dass diese Regeln auf andere Wirtschaftszweige ausgedehnt werden. Die EU-Mitgliedstaaten, die diese Gesetzgebung immer noch blockieren, sollten die Interessen ihrer Bürger und ihr wirtschaftliches Wohlergehen über die Interessen großer Unternehmen stellen, insbesondere in Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheit. “

Haftungsausschluss:

Es ist zu beachten, dass die von Banken veröffentlichten CBCR-Daten nicht vollständig sind, da sie derzeit nach EU-Recht nicht verpflichtet sind, vollständige Angaben zur Art ihrer Geschäftstätigkeit in jedem Land zu machen, in dem sie tätig sind. Es bietet einen Einblick in die Welt der Finanzströme der Banken, der keineswegs die gesamte Komplexität der Steuerbuchhaltung umfasst. Unsere Forschungsergebnisse sollten nicht als Urteil über die Höhe der von europäischen Banken gezahlten Steuern interpretiert werden, sondern als Leitfaden für das Verständnis der Steuerplanungsmuster der Branche in den letzten fünf Jahren.

Link zu Tax-Tracker: https://taxtracker.eu/

Link zu vollständigem Bericht:  https://transparency.eu/wp-content/uploads/2020/10/murky_havens_phantom_profits.pdf

 

Kontakt für Rückfragen:

  • Elena Gaita

               Senior Policy Officer – Corporate Transparency EU

 

  • Luca Mak LL.M.

               Geschäftsstellenleiter TI-Austria

               office@ti-austria.at