Baugewerbe, Immobilienwesen, Öl- und Gasindustrie sind am empfänglichsten für Korruption

 

Wien, 09.12.2008: Bei Unternehmen aus Schwellenländern wie beispielsweise China, Indien und Russland ist Auslandsbestechung gang und gäbe. Das zeigt der heute veröffentlichte Bestechungszahlerindex 2008 (Bribe Payers Index, BPI) von Transparency International.

 

Kernaussagen

Belgien und Kanada teilen sich mit jeweils 8,8 von maximal 10 Punkten den ersten Platz. Belgische und kanadische Unternehmen neigen somit am wenigsten dazu, im Ausland zu bestechen. Die Niederlande und die Schweiz teilen sich mit jeweils 8,7 Punkten den dritten Platz. Das Schlusslicht bildet Russland mit 5,7 Punkten, direkt hinter China (6,5), Mexiko (6,6) und Indien (6,8).

Der BPI zeigt überdies, dass Unternehmen im Baugewerbe am ehesten dazu neigen, sowohl Amtsträger zu bestechen als auch unzulässigen Einfluss auf Gesetze und Entscheidungen der Regierung auszuüben.

 

Für allzu viele Unternehmen gehört Bestechung zur Geschäftsroutine

„Der BPI belegt, dass eine Reihe von Unternehmen aus bedeutenden Exportländern noch immer bestechen, um im Ausland an Aufträge zu kommen, obwohl die schädlichen Auswirkungen von Korruption auf den Ruf eines Unternehmens und die Gesellschaft bekannt sind“, sagt Huguette Labelle, Vorsitzende von Transparency International. „Korruption verursacht Ungleichheit und Ungerechtigkeit. Daher ist es entscheidend, dass Regierungen ihre Bemühungen verdoppeln, damit bereits existierende Gesetze und Regulierungen zur Auslandsbestechung tatsächlich angewandt werden. Außerdem müssen Unternehmen effektive Anti-Bestechungsprogramme einführen. In diesem Sinne sollten sich alle bedeutenden Exportländer der OECD-Konvention gegen Auslandsbestechung verpflichten.“

Der BPI 2008 listet 22 international und regional führende Exportnationen. Die Reihenfolge richtet sich nach der Bereitschaft der Unternehmen dieser Länder, im Ausland zu bestechen. Die Exportleistung dieser 22 Exportnationen machte 2006 zusammen 75 Prozent des Welthandels aus. Der Index basiert auf den Antworten von 2.742 Führungskräften von Unternehmen, die Geschäfte in 26 verschiedenen Industrie- und Entwicklungsländern führen. 

 

Bestechung in unterschiedlichen Wirtschaftssektoren

Die BPI Umfrage stellt die Grundlage des BPI dar. Sie untersucht auch die relative Wahrscheinlichkeit aktiver Bestechung in 19 verschiedenen Wirtschaftssektoren. In der ersten von zwei Ranglisten nach Wirtschaftssektoren ist zu erkennen, dass Unternehmen der folgenden Sektoren am häufigsten von Bestechungsgeldern gegenüber Amtsträgern Gebrauch machen: im Baugewerbe, im Immobilienwesen, in der Öl- und Gasindustrie, in der Schwerindustrie und im Bergbau. Die wenigsten Bestechungsgelder fließen im Bereich der Informationstechnologie, in der Fischerei und im Banken- und Finanzsektor.

In einer zweiten Rangliste wird gemessen, wie geneigt Unternehmen der verschiedenen Sektoren sind (jenseits der Erlangung von Aufträgen), Einfluss auf den Staat insgesamt zu nehmen, indem sie versuchen, Gesetzgebungen und Regulierung durch Korruption zu beeinflussen. Führend sind auch hier wieder die Sektoren Baugewerbe, die Öl- und Gasindustrie, der Bergbau und das Immobilienwesen. Im Banken- und Finanzsektor ist die Bereitschaft, Amtsträger zu bestechen wesentlich geringer als die Bereitschaft, das staatliche Handeln zu beeinflussen. Im Licht der andauernden globalen Finanzkrise heißt das, dass Unternehmen in diesem Sektor beträchtlichen Einfluss auf den Staat haben könnten.

Zu den Sektoren, welche besonders wenig unredlichen Einfluss auf die Politik ausüben, zählen die Landwirtschaft, Fischerei und Leichtindustrie.

 

Fazit: Bessere globale Standards sind möglich und zwingend erforderlich

Obwohl sich die Mehrzahl der weltweit reichsten Länder mit der Unterzeichnung der OECD-Konvention gegen Auslandsbestechung dem Verbot von ausländischer Bestechung verschrieben hat, ist den Führungskräften, die für den BPI befragt wurden, die Regelung der Konvention kaum bewusst. Durch ein klares Bekenntnis zu Prävention und Strafverfolgung müssen Regierungen eine Schlüsselrolle im Kampf gegen Auslandsbestechung spielen.

„Die Finanzkrise zeigt uns, wie stark die Integration der globalen Märkte fortgeschritten ist. Verantwortlichkeit muss grenzüberschreitend garantiert sein, ein verbessertes Risikomanagement umfassen und für die gesamte Zuliefererkette gelten“, sagt Cobus de Swardt, Geschäftsführer von Transparency International. „Die Unternehmen stehen vor einer großen Herausforderung. Die Anstrengungen zur Prävention durch die Zusammenarbeit mit Zwischenhändlern, Zulieferern und Partnern zeigen jedoch, dass es keine Entschuldigung geben darf, Antibestechungsstandards nicht weltweit umzusetzen.“

 

Kontakt für Rückfragen:

Transparency International 
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Transparency International – Austrian Chapter
Tel.: +43 (0)1 960 760
E-Mail: office[at]ti-austria.at

 

Dateien:

2008-12-09_Bribe Payers Index 2008 – Report